Nach unseren Erfahrungen mit einem IBO-Baucamp vor einigen Jahren in Italien wollten mein Gatte und ich uns wieder auf ein Baucamp einlassen. Diesmal in Srebrenica in Bosnien-Herzegowina. Gut ausgerüstet ging das Abenteuer am Flixbus-Bahnhof in Wien los.
Wir waren eine gute Stunde früher als geplant in Sarajewo und somit konnte ich - sogar inklusive eines kleinen Frühstücks - meinen Anschluss-Bus nach Srebrenica erreichen. Nun ging es drei Stunden durch eine wunderbare Landschaft, die auch mein Herz weit machte für das für mich neue Land und neue Begegnungen. Abenteuerlich ging es weiter: die Abholung klappte nicht und sonntags gab es keine Taxis. In einem örtlichen Café erklärte sich aber jemand bereit, mich die letzten 16km mit seinem Auto zu fahren – zumindest fast, denn sehr bald schon war das Navi aus, weil es keinen Empfang mehr hatte und die letzten Meter waren auch für das Auto nicht passierbar, die legte ich zu Fuß zurück. Wieder war ich schier endlos unterwegs, als plötzlich Blockhütten vor mir auftauchten. Große Freude, das muss es sein! Nach mehrmaligem Rufen kam dort Irvin, der Camp-Leiter, aus einer der Blockhütten und nannte mich beim Namen! Gerade so, als wäre es das Selbstverständlichste auf der Welt, dass ich plötzlich vor ihm stünde. Seine Augen wurden groß, als er mein Gepäck sah. Ein riesiger Koffer, Rucksack und noch eine Tasche (Proviant!). Wie ich hier her gekommen sei, nachdem er mich nicht erreichen konnte? „Mit dem Privat-Taxi“, lautete meine Antwort. Mein ganzes Gottvertrauen legte ich in diese Reise und es war gut gegangen! Noch vor allen anderen Campteilnehmern war ich da!
Abends kamen dann noch zwei deutsche, eine spanische und fünf belgische junge Erwachsene. Allesamt nette Leute, zwischen 18 und 27 Jahren, ich war mit meinen 68 Jahren die Oma. Doch das Alter spielte bei der Arbeit und im Zusammensein keine Rolle. Wir hatten viele schöne, harte und vergnügliche Stunden. Wir holten das Material von einem Lagerplatz, dann kam der Zimmermann und wir reichten die Bauteile und das Werkzeug zu. Als die Hütte halb fertig war, besorgten wir Zement, Styropor, Eisengitter etc., denn dann wurde eine Grundfeste für die Nasseinheit betoniert. Wir bauten Steinwege zwischen den einzelnen Blockhütten, ich kümmerte mich auch um das Gewächshaus. Wir entrindeten kleine Äste für die Innenauskleidung der Blockhütten. Zusammen mit Moos ergeben sie ein wunderbares Mikro-Klima, das auch ich in meiner Hütte genießen konnte.
Wir lebten dort sehr naturverbunden: abwaschen im Bach, kochen mit Brennnesseln, Naturkräutern (Pfefferminze, Thymian, etc.) und viel Gemüse aus dem eigenen Anbau. Das Brot wurde zu jeder Mahlzeit frisch gebacken. Und überall halfen wir mit. Wir waren von der Außenwelt abgeschnitten, das Internet war nur gelegentlich vorhanden und wir konnten von diesem Talkessel keine Lokale oder Geschäfte ohne Taxi besuchen. Doch wir waren eine sehr harmonische Gruppe und all das störte niemanden. Abends saßen wir alle gemütlich ums Lagerfeuer, zum Plaudern, Austauschen und Musik hören.
An den freien Tagen besuchten wir das „Srebrenica-Massaker-Memorial“, erfuhren viel über die betroffenen Menschen, Glaubensgeschichte und die ethnische Säuberung.
Am Sonntag besuchten wir die Drina-Schlucht - faszinierend und schön. Dann noch ein Naturbad, inklusive mehr oder weniger freiwilligem Schwimmen. Ein Hoppla meinerseits führte zur Belustigung. Ich rutschte aus und kippte rücklings ins Wasser, Kopf und Körper waren im Wasser, nur die Füße schauten raus. Die Kameraden waren sofort zur Stelle und zogen mich aus dem Wasser. Passiert war Gott sei Dank nichts und nach dem ersten Schrecken konnten alle wieder lachen, besonders über mich, da mir die 16°C eigentlich zu kalt zum Baden waren. So war ich eben baden, ohne dass meine Füße nass wurden!
Im Nachhinein betrachtet waren die beiden Wochen in Srebrenica wie Exerzitien. Ich bin wieder sehr dankbar, das erlebt haben zu dürfen! Meine Freude richtet sich bereits auf das nächste Baucamp…
Baucamp 2023
von Melitta Oesterreicher
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